Der Apfel spielte früher in allen europäischen Kulturen eine Rolle und zwar als Symbol der Liebe, der Erkenntnis, der Fruchtbarkeit und des Lebens
Der Apfel ist keine heimische Frucht, sondern war ursprünglich in Zentral- und Westasien beheimatet. Um 10.000 vor Christus wuchsen auf dem Gebiet des heutigen Kasachstan Äpfel, die auch der Hauptstadt ihren Namen gaben: „Almaty“, heute „Alma-Ata“, heißt übersetzt „Stadt des Apfels“. Der asiatische Holzapfel war recht klein und holzig, hatte viele Kerne und schmeckte sehr sauer. Über die alten Handelsstraßen gelangte er schon in der Antike in den Schwarzmeerraum und wurde dort von Griechen und Römern kultiviert: Der süße Apfel, den wir heute kennen, entstand.
Von Italien aus gelangte der Apfel mit den Feldzügen der Römer etwa um 100 vor Christus nach Nordeuropa und erreichte dort auch bei den Kelten und Germanen schnell mystischen Status. Das heutige Wort Apfel ist nahe verwandt dem (alt-)keltischen aballa. Für die Kelten war der Apfel ein Symbol für Unsterblichkeit, Wissen und Weisheit. Das Paradies der Kelten heißt Avalon, „Apfelland“. Schneidet man einen Apfel quer auf, so entdeckt man ein Pentagramm, ein aus den Apfelkernen gebildeten fünf-zackigen Stern. In den Kernen steckt potentiell die „Wiedergeburt” des Apfels durch einen neuen Apfelbaum. Der Apfelbaum galt als der edelste Baum, der Baum der Unsterblichkeit. Im keltischen Glauben ist er einer der 7 heiligen Bäume.
Im ersten Jahrhundert nach Christus wurden bereits im gesamten Rheintal Äpfel kultiviert, dennoch blieb die Frucht bis in die Neuzeit hinein ein Luxusobjekt und galt als Herrschaftssymbol. Als Symbol der Vollkommenheit und der Erde trugen Herrscher den Reichsapfel, die verkleinerte Weltkugel. Im geozentrischen Weltbild war die Erde das Maß aller Dinge und der Apfel verkörperte ihre vollkommene Form im Kleinen.
Der Apfel gehört zur Familie der Rosengewächse. Das sieht man, wenn man die Blüten der Wild- und Heckenrose mit Apfelblüten vergleicht! Auch die Früchte ähneln sich, denn früher waren die Äpfel klein und schmeckten sauer. Solche Wildäpfel gab es auch in Asien. Unser heutiger Kulturapfel ist vermutlich aus einer Kreuzung von europäischen und asiatischen Wildäpfeln entstanden. Bereits die Kelten und Germanen verarbeiteten die wohl kleinen und harten Früchte des einheimischen Apfels. Sie verkochten das Obst zu Mus und gewannen Most daraus. Den Saft vergor man zusammen mit Honig.
Die älteste dokumentierte Sorte des Kulturapfels ist vermutlich der Borsdorfer Apfel, der bereits 1170 von den Zisterziensern erwähnt wurde.
Um 1880 waren mehr als 20.000 Apfelzüchtungen weltweit in Kultur, davon allein in Preußen über 2.300 Sorten. Seit dem Beginn der Industrialisierung bis ins frühe 20. Jahrhundert wurde vielfältiger Obstbau und Züchtung zur Versorgung der städtischen Großräume politisch gefördert und motiviert. Es entwickelte sich eine große regionale Sortenvielfalt.
Heute gibt es in Deutschland ungefähr 1.500 Sorten, von denen aber lediglich 60 wirtschaftlich bedeutend sind. Im Gartenhandel, bzw. bei Direktvermarktern, sind zur Zeit nur noch etwa 30 bis 40 Sorten erhältlich – Tendenz sinkend.